Sicherheit für Frauen - was du wissen sollst Teil 1
- Tanja Mäder
- vor 17 Minuten
- 4 Min. Lesezeit

In diesem Blogartikel sprechen wir über ein Thema, das uns Frauen (leider) viel zu häufig betrifft – Gewalt. Wie erkennst du Gefahrensituationen früh? Wie schützt du dich selbst und worauf kommt es wirklich an? Wir gehen diverse Bedrohungslevels durch sowie wirkungsvolle Waffen, die du evtl. auch schon mit dir trägst.
Soziale Gewalt vs. Antisoziale Gewalt
Lass uns zuerst zwei Arten von Gewalt unterscheiden: soziale Gewalt und antisoziale Gewalt.
Soziale Gewalt passiert meist innerhalb eines bekannten sozialen Rahmens – sie findet z. B. in Beziehungen, im Freundeskreis, in Familien oder am Arbeitsplatz statt. Oft geht es hier um psychische Gewalt, Manipulation, verbale Übergriffe oder Kontrolle. Besonders perfide: Sie tarnt sich häufig als „normal“ oder wird verharmlost („So ist er halt“).
Es gibt auch eine andere Definition von «sozialer Gewalt», die mir auch schon mal begegnet ist. Dabei geht es darum, dass ein «guter Mensch» quasi einfach einen schlechten Tag hat. Zum Beispiel, jemand will dir eine Reinhauen, weil er wütend ist. Kann unter Frauen sicher auch mal vorkommen, aber ist tendenziell eher nicht unser Thema. Diese Form von sozialer Gewalt kann in der Regel zu fast 100% durch beruhigende Worte de-eskaliert werden. Ich lasse das aber so stehen,
weil ich denke, dass das nicht viele von uns betrifft.
Antisoziale Gewalt dagegen ist typischerweise unvorhersehbar, plötzlich und oft durch Fremde ausgeübt – wie ein Angriff auf der Strasse, sexuelle Belästigung oder ein Überfall. Diese Art von Gewalt ist bedrohlicher und offensichtlicher, aber genau deshalb leichter als „echte Gefahr“ zu erkennen.
Frauen erleben soziale Gewalt leider häufiger, und oft reagieren wir mit dem, was uns anerzogen wurde: beschwichtigen, weglächeln, „nicht übertreiben“. Genau das müssen wir durchbrechen. Das ist ein langer Prozess und darauf werden wir in Teil 3 eingehen.
Für dieses Mal schauen wir uns die Reaktionen für das Thema der antisozialen Gewalt genauer an.
Die Ampel der Intuition: Gelb – Orange – Rot
Gelbe Fahne: Ich bin etwas unsicher in meiner Umgebung
Vielleicht kennst du das Gefühl: Du steigst aus dem Bus, die Strasse ist leer, und dir ist mulmig.
Genau hier beginnt Awareness.
Wie wirke ich? Was strahle ich aus? Kann ich bewusst selbstsicher auftreten, statt mich kleinzumachen?
Halte Blickkontakt mit anderen, die dir begegnen (nicht provozierend, aber präsent), atme ruhig, nimm deinen Raum ein. Deine Haltung kann ein deutliches Signal senden – an dich selbst und an andere.
Auch ist es wichtig, dass du deine Umgebung genau im Blick hast. Siehe hin, höre hin. Lass dein Handy oder deine Kopfhörer in der Tasche. Jemand, der abgelenkt ist, ist ein attraktives Opfer.
Orange Fahne: Etwas ist komisch
Hier meldet sich dein Bauchgefühl: Etwas stimmt nicht.
Intuition ernst nehmen! (Kann nicht genug betont werden)
Strassenseite wechseln, um zu sehen, ob dir wirklich jemand folgt
Richtung ändern, in ein Geschäft oder Restaurant gehen
Helle, belebte Umgebungen suchen
Handy griffbereit halten – notfalls Lautsprecherfunktion aktivieren
Sicherheitstools bereithalten (Pfefferspray, etc.)
Wichtig: Es ist nicht peinlich, vorsichtig zu sein. Es ist klug. Du bist niemandem eine Erklärung für deine Sicherheit schuldig.
Nimm dein Bauchgefühl immer ernst.
Rote Fahne: Es läuft definitiv etwas falsch
Du merkst, jemand folgt dir oder kommt gezielt auf dich zu. Jetzt wird es ernst, dann brauchst du Klarheit im Kopf und eine realistische Einschätzung deiner Mittel.
Halte eine Waffe deiner Wahl bereit und nutze deine Stimme. Sag der Person klar und deutlich, dass sie von dir wegbleiben soll und das früh genug. Als nächsten schreist du es heraus. Wenn die Person dann nicht wegbleibt, ist handeln angesagt.
Diese Tools hast du zur Verfügung:
Pfefferspray: Geniales Tool, unbedingt früh genug und mit Distanz einsetzen! Ich empfehle dir, einen Kurs zu besuchen.
Tactical Light: Die kleinen, metallenen Taschenlampen können den Gegner durch das helle Licht (vielfach ist ein Strobo-Modus eingebaut) irritieren, der Metallschaft kann als Waffe gegen Finger oder gegen das Gesicht zum Einsatz kommen.
Deo und Feuerzeug: Zugegeben, klingt extrem. Aber so ein kleiner Flammenwerfer kann schon für einen respektvollen Abstand sorgen.
Steine oder Stöcke, wenn du sonst nichts hast.
Schmeiss raus, was du hast! Ich wette mit dir du hast einige gute Flugobjekte in deiner Handtasche.
Ich bin hingegen kein Fan von:
Schlüssel in der Hand halten
Messer als Waffe nutzen
Illegale Waffen (Achtung, Gesetze ändern sich!)
Am besten machst du dich selber schlau, besuchst entsprechende Kurse und bleibst up to date, was die Gesetze angeht. Grundsätzlich in der Schweiz ist die rechtfertigende Notwehr in Art. 15 StGB geregelt:
«Wird jemand ohne Recht angegriffen oder unmittelbar mit einem Angriff bedroht, so ist der Angegriffene und jeder andere berechtigt, den Angriff in einer den Umständen angemessenen Weise abzuwehren.»
Das gilt für die gesamte DACH-Region. Wichtig: Die Notwehr muss «Verhältnismässig» sein. Du kannst also nicht jemanden mit deinem kleinen Flammenwerfer grillieren, nur weil er die einen schönen Abend gewünscht hat.
Deshalb bin ich ein Fan der «mündlichen Vorwarnung», wie ich sie weiter oben erwähnt habe. Natürlich ist jeder Fall anders und komplex. Am Ende gilt: Wenn dein Leben oder deine Integrität bedroht ist, go for it.
Aber was machst du, wenn du schon voll im Fight bist?
Das schauen wir uns das nächste Mal an.
Beim nächsten Mal: Techniken, die wirklich funktionieren.
Im nächsten Blogpost zeige ich dir einfache, aber kraftvolle Tools zur Selbstverteidigung – ohne Schnickschnack, aber mit Wirkung. Denn dein Leben ist es wert, dass du dich schützt. Ohne Angst. Ohne falsche Scham.
Im dritten Teil gehen wir dann mehr auf das Thema der sozialen Gewalt ein.
Stay aware. Stay powerful.
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