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Was dich im Kampfsport WIRKLICH weiterbringt


Zwei Frauen im Kampfsporttraining, eine hält das Schlagpolster, die andere macht sich bereit für einen Kick
Kampfsport Training - was bringt dich wirklich weiter? Foto von Aliya Amangeldi auf Unsplash

Ich will kämpfen.

Ich will alles geben, was ich zu geben habe.

 

Ich habe heute keinen Bock auf Training. Mein Körper fühlt sich müde an und ausgelaugt. Aber da ist auch diese Verbissenheit. Dieser Wille. Dieses Wissen, dass etwas Schwieriges auf mich zukommt und ich alles mögliche tun will, um es zu erreichen.

 

90 Minuten später liege ich auf der Matte im Gym, halte mein schmerzendes Knie zwischen den Händen und weiss, dass ich den Kampf in 6 Wochen vergessen kann.

 

Es wird fast ein Jahr dauern, bis ich mich vollständig von der Knieverletzung erholt habe. Auch fast zwei Jahre danach ist es nicht mehr ganz dasselbe.

 

 

Stolperfallen in deinem Training

 

Meine Erfahrung muss nicht deine Erfahrung sein. Ich will hier auch nicht behaupten, man soll nicht alles geben, wenn man für einen Wettkampf trainiert.

 

Tatsache ist aber, wenn du hart trainierst, ist ein Übertraining nicht weit. Besonders in der Wettkampfvorbereitung. Ich gehe sogar einen Schritt weiter und behaupte: Ohne ein leichtes Übertraining, wirst du deine Wettkampfvorbereitung nicht schaffen.

 

Nicht, weil es nicht machbar wäre, ohne Übertraining. Aber weil die Grenze von Training zu Übertraining sehr schleichend ist. Und weil du, in der Aufregung zu deinem Kampf, dich eher weniger spüren wirst. Und weil die meisten Trainer*innen es nicht anders kennen im Sport.

 

Jeder Körper reagiert anders auf Reize. Als Coach ist es schwierig, das zu fühlen. Du kannst dich nicht in deinen Kämpfer hineinversetzen. Du musst ihn pushen. Aber, was häufig vergessen geht, ist die Regeneration. Unter anderem.

 

 

Was du glaubst, was dich weiterbringt

 

Im Leistungssport kennen wir es. Das schlechte Gewissen, wenn wir nicht im Training erscheinen. Ich weiss nicht, wie es dir geht, aber nur meine Mama und mein Coach schaffen es, mir mit nur einem Blick ein so schlechtes Gewissen zu machen, dass es im Herzen wehtut.

 

Es wird gerne gesehen, dass du in jedem Training erscheinst. Wenn du Kämpferin bist, wird es gar gefordert. Ich kannte Kämpferinnen, die mussten ihrem Coach jeden Morgen einen Beweis schicken, dass sie joggen waren. Noch vor dem normalen Arbeitsalltag. Trotz Kindern zu Hause. Zusätzlich zum Training.

 

Wir glauben und wir sind getrimmt darauf, dass mehr Training mehr Fortschritt bedeutet. Leider ist das fern von der Realität. Dennoch ist das im Leistungs- und im Spitzensport weit verbreitet. Und du glaubst vielleicht, dass du wie eine UFC Kämpferin trainieren musst, um wie eine UFC Kämpferin zu fighten.

 

Aber die haben persönliche Coaches, Physios und Zugang zu Dingen, die du nicht hast. Die Pros jedenfalls.

 

Meiner Meinung nach läuft auch da nicht alles ideal ab.

 

Aber du kannst dein Training nicht mit dem Training eines Spitzensportlers vergleichen, der viel mehr Zeit und finanzielle Ressourcen in den Sport stecken kann, als du.

 

 

Das Problem mit der "Hustle-Kultur"

 

"Go hard or go home" oder "no pain no gain". Diese Sprüche haben ihre Berechtigung, kein Zweifel. Aber zu häufig werden sie zu wörtlich genommen. Denn wenn du nur "hustlest", landest du früher oder später im Übertraining. Was heisst das?

 

Im Idealfall funktioniert es so: Du setzt im Körper einen Reiz, dann passt sich dein Körper diesem Reiz an. Er wird stärker, schneller, ausdauernder. Dein Körper braucht aber Zeit. Denn jedes Training ist ein Stress für dein System. Und wenn du Training über Trainings packst und deinem Körper keine Zeit gibst, sich anzupassen, kommt er nicht mehr nach und fällt ins Gegenteil. Er wird schwächer, anstatt dass er stärker wird.

 

Das Resultat ist, dass du dich müde fühlst, anfälliger für Krankheiten und Verletzungen bist, häufig Muskelkrämpfe hast etc., um nur einige Symptome zu nennen.

 

Jetzt kann es schon mal vorkommen, dass du im Übertraining landest. Besonders vor einem Kampf. Deshalb ist es auch so wichtig, dein Training in Makro, Meso- und Mikrozyklen aufzuteilen, was kaum jemals jemand macht. Mehr dazu aber im nächsten Blog.

 

 

Das Problem für weibliche Kämpferinnen

 

Kommt hinzu, dass du als Frau es noch etwas schwerer hast (Wenn du das hier liest als Mann, lies gerne weiter. Es macht Sinn, dass auch du das verstehst). Denn praktisch die gesamte Trainingslehre, auf welcher diese Methoden basieren, wurde an Männern ausprobiert. Oder an Frauen, ohne ihren Hormonzyklus anzuschauen. Wieso das eine Rolle spielt, kannst du hier und hier nachlesen.

 

Zusammengefasst: Wir Frauen funktionieren in den Basics zwar gleich. Unsere Muskeln reagieren auf Reize, genauso wie unser Herz-Kreislauf-System. 

 

Aber unsere Hormone machen uns an manchen Tagen schwächer, weil sie Energie nicht optimal verstoffwechseln. Als Frau hat dein Körper an gewissen Tagen mehr Mühe, mit Stresshormonen klarzukommen und braucht vielleicht mehr Regeneration. An gewissen Tagen ist dein Gewebe weicher und anfälliger auf Risse und Zerrungen und an anderen baut der Körper lieber Muskelmasse ab, anstatt sie aufzubauen. Ausserdem sind wir anhand unserer Anatomie (breiteres Becken) 4-6 x anfälliger für Kreuzbandrisse. Die Verletzung, die mich nachhaltig ausgebremst hat.

 

Es ist komplex. Aber es funktioniert, wenn du weisst, worauf du achten musst.

Gerne berate ich dich dazu. Mehr Infos findest du in den verlinkten Blogbeiträgen.

 

 

Was dich WIRKLICH weiterbringt

 

Komm in die Balance.

Ich mag es immer, zurück in die Kampfkünste zu gehen. Die alten asiatischen Stile haben meist einen Aspekt von innerer Ruhe, Meditation, zu-dir-kommen. Was bringt dir das? Es beruhigt dein zentrales Nervensystem, baut Stresshormone ab und gibt dir einen klaren Fokus zurück.

 

Erkenne und trainiere dein Mindset.

Der mentale Aspekt wird häufig vernachlässigt. Oder, wie einer meiner Trainer so schön sagte: "Körperlich helfe ich euch im Training. Mental müsst ihr selber schauen." Dabei kann gezieltes Mental Coaching dich extrem viel weiter bringen, als blosses Trainingsvolumen. Es setzt an deinen psychischen, häufig unbewussten Barrieren an und hilft dir, diese abzubauen. Wenn du mental ready bist, folgt der Körper.

 

Hustlen wenn du hustlen kannst

Ich werde nicht sagen, dass es nicht nötig ist, zu hustlen. Aber es ist ein ausgewähltes hustlen. Dann, wenn du die Kapazität hast. Und damit meine ich nicht "ich will heute nicht". Nope.

Du musst brutal ehrlich zu dir sein und ganz genau auf deinen Körper hören. Das ist keine Ausrede, nicht zu trainieren. Aber auch keine Aufforderung, die Signale deines Körpers zu vernachlässigen. Das ist nicht einfach, ich weiss. Aber lerne, auf dich zu hören und ehrlich mit dir zu sein und du wirst immer besser darin werden. Wenn du im Training mal nur 80% geben kannst, gib nur 80%. Oder 60%. Oder 110%. Hauptsache du hörst auf dich.

 

Viellicht hilft es dir, mehr in die Freude deines Sports einzutauchen. Vielleicht suchst du gerne nach Ausreden und ein gewisser Druck tut dir gut. Dann gib ihn dir ruhig. Oder vielleicht setzt du dich selber zu sehr unter Druck und musst lernen, es easier zu nehmen. Dann versuche, etwas nachsichtiger mit dir zu sein.

 

 

Finde das, was für dich funktioniert.

Das macht dich stärker und leistungsfähiger. Das bringt dich WIRKLICH weiter im Kampfsport.

 

 
 
 

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